Stille Kämpfe, laute Gedanken #13: Was, wenn ich einfach so bin?

In Therapien geht es immer wieder darum, sein Verhalten zu ändern. Zukünftiges Verhalten. Grenzen setzen, für sich einstehen, Bedürfnisse aussprechen. Klingt logisch. Aber was ist, wenn genau das, was ich ändern soll, eben ich bin? Wenn mein „zu nett sein“, mein „anderen helfen und mich selbst zurückstellen“ einfach zu mir gehört? Wie ändert man etwas, das so sehr Teil von einem ist, dass es fast die eigene Persönlichkeit ausmacht? Und ich kann auch ganz anders sein, nicht „nett" - sprich, so ein Gutmensch (wie es oben klingen mag) bin ich allemal nicht.

Zwischen Wunsch und Realität

Ich will ja nicht ausrasten. Nicht ghosten, nicht Menschen verletzen und auch nicht mich, nicht in die Wut fallen. Aber die Alternative – „mach’s anders, verhalte dich reifer“ – fühlt sich manchmal an wie ein Kostüm, das mir nicht passt. Es ist nicht so, dass ich nicht will. Es ist eher: Ich kann’s nicht. Oder nur kurz. Und dann falle ich wieder in alte Muster.

Alte Muster sterben schwer

Als Kind habe ich nie gelernt, meine Bedürfnisse laut zu sagen. Da gab’s Wichtigeres. Also habe ich sie geschluckt. Fressanfälle, kotzen – das war irgendwie einfacher, als um Hilfe zu bitten. So bin ich erzogen geworden und auch geworden: nett, angepasst, immer irgendwie tragend. Das will ich auch sein. Darauf bin ich stolz. Aber es hat eben auch seinen Preis.

Therapieresistent?

Manchmal sage ich mir und auch meiner Therapeutin: Vielleicht bin ich einfach therapieresistent. Wir reden, wir planen – und ich setze es nicht um. Dann schäme ich mich dafür. Aber: Es liegt nicht an Faulheit oder Desinteresse, sondern daran, dass es mich zu sehr verbiegt. Ich bin halt so, wie ich bin. Und das ist eben Daniel.

Zwischen Scheitern und Stolz

Es gibt Tage, da mag ich mich genauso, wie ich bin. Weil jeder mich so kennt. Weil mein „zu viel“ manchmal auch mein „besonders“ ist. Und trotzdem verzweifle ich daran, dass ich immer wieder scheitere. Vielleicht ist das die Wahrheit: Ich weiß nicht weiter. Und vielleicht muss ich das auch gar nicht.

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