CBASP – Ein intensiver Weg aus der chronischen Depression!

Als ich mich dazu entschloss, das CBASP-Programm (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) auf Station B1b an der LMU in München zu beginnen, hatte ich ehrlich gesagt wenig Ahnung, was mich erwartet. Depressive Phasen begleiteten mich schon seit vielen Jahren, und der Gedanke, etwas Neues auszuprobieren, war sowohl beängstigend als auch vielversprechend. Heute möchte ich meine Erfahrungen teilen, wie dieses vergleichsweise intensive Programm mein Leben beeinflusst hat und welche Werkzeuge ich in dieser Zeit an die Hand bekommen habe.

Was ist CBASP eigentlich?
CBASP ist ein therapeutischer Ansatz, der speziell für Menschen mit chronischen Depressionen entwickelt wurde. Was mich von Anfang an beeindruckt hat, war die klare Struktur des Programms. Es ist eine Mischung aus Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie und verbindet damit das Beste aus beiden Welten. Die therapeutische Arbeit erfolgt in Einzel- und Gruppensitzungen, und beides spielt eine enorm wichtige Rolle.

Schematische Struktur und intensive Arbeit
CBASP arbeitet stark schematisch und fordert einen dazu auf, in die Tiefe zu gehen. Die intensive Arbeit bedeutet, dass man sich mit den Prägungen auseinandersetzt, die unser Verhalten und unsere Emotionen bis heute bestimmen. Eine dieser Prägungen könnte beispielsweise sein: „Ich muss alles alleine schaffen und darf nicht um Hilfe bitten.“ Diese Erkenntnis entstand bei mir aus meiner Kindheit, als ich oft alleine war und meine Eltern, die selbst krank waren bzw. beruflich oft nicht zu Hause waren, nicht zur Last fallen wollte. Dies führte zu dem tief verwurzelten Glauben, dass ich alles alleine bewältigen muss – ein Gedanke, der mich auch in meiner Depression gefangen hielt.

Situationsanalysen: Ein Schlüsselwerkzeug
Ein zentrales Werkzeug der Therapie sind die Situationsanalysen. Dabei geht es darum, bestimmte Situationen aus dem Alltag zu analysieren, die mit negativen Gefühlen oder Gedanken verbunden sind. Man untersucht genau, wie man die Situation interpretiert hat, welche Gedanken und Emotionen dabei entstanden sind und wie man gehandelt hat. Oft stellt man dabei fest, dass die eigene Interpretation der Situation schlichtweg nicht korrekt ist.

Ein Beispiel: Ein Freund sagt mir kurzfristig per WhatsApp ab. Meine automatische Reaktion darauf war früher oft: „Keiner will Zeit mit mir verbringen. Ich bin alleine.“ Im CBASP lernte ich jedoch, dass dies eine verzerrte Interpretation ist. Eine realistischere Sichtweise könnte sein: „Mein Freund hat gerade viel um die Ohren, aber das bedeutet nicht, dass ich ihm nicht wichtig bin.“ Diese neue Interpretation verändert mein Verhalten und gibt mir die Möglichkeit, nicht in alte Muster zu verfallen.

Der Kiesler-Kreis: Dominanz und Einfluss
Ein weiteres faszinierendes Werkzeug in der CBASP-Therapie ist der Kiesler-Kreis. Dieser hilft einem zu verstehen, welche Position man in sozialen Interaktionen einnimmt – ob man eher dominant oder unterwürfig agiert. Diese Erkenntnis ermöglicht es einem, bewusster zu entscheiden, wie man seine Position verändern kann, um positive Auswirkungen auf die Kommunikation mit anderen zu haben. Das hat mir besonders in Gruppentherapien geholfen, wo ich oft erkannt habe, dass ich mich entweder zu stark zurücknehme oder aber zu sehr die Kontrolle übernehmen möchte.

Meine Erfahrungen mit der Gruppentherapie
Was mich zu Beginn besonders herausforderte, war die Gruppentherapie. In einem Raum mit anderen Menschen über die eigenen tiefsten Ängste und Gedanken zu sprechen, war ungewohnt und anfangs auch beängstigend. Doch ich habe schnell gemerkt, dass genau diese Arbeit in der Gruppe unglaublich wertvoll ist. Man bekommt so viele verschiedene Perspektiven auf ähnliche Probleme, und plötzlich fühlt man sich nicht mehr so alleine. Es war erstaunlich, wie viel ich von den anderen Teilnehmern lernen konnte und wie oft ihre Geschichten auch meine berührt haben.

Herausforderungen und langfristige Erfolge

Das CBASP-Programm war anfangs eine echte Herausforderung. Der therapeutische Aufwand war immens, und manchmal fühlte es sich überwältigend an, sich so intensiv mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Doch genau das gehört dazu. Rückblickend kann ich sagen, dass es sich lohnt, diesen Weg zu gehen. Die begrenzte Dauer von etwa 10 bis 12 Wochen gibt einem Struktur und Planungssicherheit, was mir in meinem Genesungsprozess sehr geholfen hat.

Tipps für alle, die CBASP in Erwägung ziehen
Für alle, die darüber nachdenken, ein CBASP-Programm zu beginnen, habe ich einige Tipps, die mir persönlich geholfen haben:
  • Therapeutische Intensität: Der Start kann überwältigend sein, aber vertraut darauf, dass es mit der Zeit einfacher wird.
  • Vergangenheitsbewältigung: Ja, man wird tief in die Vergangenheit eintauchen, aber das ist ein notwendiger Teil des Heilungsprozesses.
  • Gruppenarbeit: Auch wenn sie am Anfang ungewohnt ist, kann die Arbeit in der Gruppe eine enorme Bereicherung sein – sowohl durch neue Sichtweisen als auch durch das Gefühl, nicht alleine zu sein.
  • Planungssicherheit: Das Programm ist in der Regel auf 10 bis 12 Wochen begrenzt, was einem hilft, den Prozess besser zu organisieren.
  • Besondere Menschen: Ihr werdet auf Menschen treffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Diese Verbindungen sind wertvoll und können weit über die Therapie hinaus tragen. Selbst 1 Jahr nach CBASP treffe ich mich noch regelmäßig mit einzelnen Leidensgenossen.
  • Stabilität und medikamentöse Begleitung: Man sollte eine gewisse Stabilität mitbringen, und wenn nötig, sollte die medikamentöse Begleitung angepasst werden.
  • Geduld und Wartezeiten: CBASP-Programme haben oft lange Wartezeiten. Ein Vorgespräch kann jedoch den Prozess in Gang bringen.
  • Es kann dauern: Nachhaltige Verhaltensänderungen brauchen Zeit und oft mehrere Anläufe, daher sollte man sich selbst die Zeit geben. Erst auf lange Sicht wird es bei den Meisten zu nachhaltigen Veränderungen kommen.
  • Frühzeitige Nachsorge: CBASP fokussierte ambulante Therapien sind rar und oft überlastet, weshalb man sich frühzeitig um Erst-Termine und das Auflisten in Wartelisten kümmern sollte.
Für mich war CBASP eine tiefgehende und intensive Erfahrung. Es war nicht einfach, doch ich habe gelernt, meine eigenen Denkmuster zu hinterfragen und neue, gesündere Wege zu finden, mit meinen Emotionen umzugehen. Abschließend möchte ich jedem, der sich auf diesen Weg begibt, Mut machen: Es ist eine harte Reise, aber sie lohnt sich. Langfristig kann CBASP dabei helfen, die Ketten der chronischen Depression zu durchbrechen und ein neues Kapitel im Leben zu beginnen.
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