Stille Kämpfe, laute Gedanken #14: Dein Platz bleibt frei!

Jetzt ist es ein Jahr her – und doch fühlt es sich an, als wäre es erst letzte Woche gewesen. So oft träume ich noch von diesen Momenten, in denen ich Dich kämpfen sah. Dieses Bild, wie Du nach Luft gerungen hast – Leben in den Augen, während Dein Körper schon kaum konnte.

Ich denke so unendlich oft an Dich. Ich frage mich, was hätte Opa wohl gemacht, was hätte er gesagt. Und jedes Mal komme ich zur selben Antwort: Du hättest „Ja“ gesagt, hättest es einfach getan – ohne Klagen, ohne großes Gerede. Du hast selten gezeigt, was wirklich in Dir vorging. Ich erinnere mich aber an diesen einen Moment in der Klinik in Lohr, als ihr mich besucht habt. Beim Abschied hast Du leise „Werde gesund“ gesagt – und in Deinen Augen standen Tränen. Das tat mir so weh, weil ich Euch alle nie traurig machen wollte.

Umso mehr wünschte ich deshalb, Du wärst noch hier bei uns:

Du würdest nämlich sehen, dass ich mein Leben Stück für Stück in den Griff bekomme. Dass ich den Alpaka-Shop weiter ausgebaut habe. Dass ich im letzten Jahr nicht einmal wieder in der Klinik war. Dass ich umgezogen bin. Dass ich jetzt 33 bin – mich aber natürlich immer noch wie 25 fühle. Und mich oft auch so benehme. Und ja: Ich habe noch mehr Tattoos. Es ging nicht anders, tut mir leid. Oder auch nicht! Aber es ist dennoch nicht alles perfekt. Ich suche immer noch mein Platz auf dieser Welt. Und mich selbst. Mit meinen zu vielen Gedanken und Gefühlen.

Du würdest sehen, dass Mama immer noch Mama ist – mit ihren Sorgen und Launen, aber auch ihrer Stärke. Ich weiß, sie wird ihren Weg gehen. Sie kämpft weiter, denn nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch. Man darf nur nicht die Hoffnung verlieren.

Dass Dein Sohn mit Familie zusammen durchs Leben navigiert. Deine beiden „kleinen” Enkel einmal sehr starke Frauen werden, ganz unterschiedlich auf ihre Art.

Dass die Alpakas immer noch fressen. Jeden Tag. Wie eh und je.

Dass Oma ihre Hörgeräte weiterhin nach Lust und Laune trägt. Dass sie sich tapfer hält, obwohl es nicht leicht ist. Aber sie ist nicht aus Zucker, und jeder hilft, so gut er kann.

Vieles ist dann doch wie immer – nur ohne Dich auf dem Sofa um 18:00 Uhr, wenn „Wer weiß denn sowas?“ läuft.

Ich hoffe, Du schaust von oben zu – und denkst Dir Deinen eigenen Teil. Ganz so, wie Du es immer getan hast!

Retour au blog
1 de 2